"Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen verordnen aufgrund des § 21 des Ausführungsgesetzes zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetze vom 24. April 1878 (Gesetz-Samml. S. 230) was folgt:
§ 1
Amtsgerichte werden errichtet: ... im Bezirke des Landgerichts zu Dortmund: zu ... Hamm, ...
§ 2
Diese Verordnung tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Gerichtsverfassungsgesetze vom 27. Januar 1877 in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais bei Potsdam, den 26. Juni 1878. Im Allerhöchsten Auftrage Seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm, Kronprinz L.S."
Soweit der Text der Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Zuständig war das Amtsgericht Hamm zu der Zeit für den damaligen Kreis Hamm "mit Ausschluss der zu den Amtsgerichten Camen, Unna und Werl gelegenen Theile" Zum 1. Oktober 1879 wurden die ersten Amtsgerichtsräte Kapp und Dierichs beim Amtsgericht Hamm ernannt.
Zunächst war das Gericht bis 1874 im Hause Marktplatz 10 - früher Gasthaus "Stadt London" - im sogenannten "Kammergebäude" untergebracht; dann zusammen mit dem Oberlandesgericht Hamm im "alten Oberlandesgerichtsgebäude", dem heutigen Rathaus.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1944 stark zerstört, jedoch 1948 im alten Stil wieder aufgebaut. Mit bescheidensten Mitteln wurde der Dienstbetrieb wieder aufgenommen. Zum Teil dienten umgedrehte Schirmständer den Beamtenanwärtern als Sitzgelegenheiten. Am 3. Juni 1985 erfolgte die Eintragung des Amtsgerichts in die Denkmalliste. Darstellung der wesentlichsten charakteristischen Merkmale unter anderem: Dreiflügelanlage in Back- und Werkstein mit Walmdach und volutenverzierten Gauben, Türrahmen mit Reliefs, Rechtecksprossenfenster, Kolossalpilaster auf hohen Piedestalen mit ionischen Kapitellen. Die Fenster sind inzwischen größtenteils - stilecht - erneuert worden. Inzwischen wurde unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes ein behindertengerechter Personenaufzug in das Amtsgerichtsgebäude eingebaut mit einer außenliegenden Rampe für Rollstuhlfahrer.
Von 1959 bis 1978 war das Landesarbeitsgericht Hamm im hiesigen Gebäude mit untergebracht; ebenso befanden sich hier zeitweise das Arbeitsgericht, die Justizhauptkasse beim Oberlandesgericht und das Katasteramt. Die Staatsanwaltschaft Dortmund - Zweigstelle Hamm (früher Amtsanwaltschaft) befindet sich seit 1929 im Hause.
1930 waren 54 Personen beim Amtsgericht Hamm beschäftigt, heute sind es fast dreimal so viele.
Das Amtsgericht bildet Justizfachangestellte und zeitweise auch Beamtenanwärter und Rechtsreferendare aus.
Als Folge der Gebietsreform von 1975/76 wurden dem Amtsgerichtsbezirk Hamm die heutigen Stadtteile Heessen (ab 1. Januar 1975) und Bockum-Hövel (ab 1. Juli 1979) zugeschlagen. Seit dem 1. Juli 1977 werden auch Ehen beim Amtsgericht Hamm geschieden. Durch die Erhöhungen der Streitgrenzwerte sind erheblich mehr Zivilprozessverfahren beim Amtsgericht Hamm anhängig geworden. Die Mahnverfahren werden seit Ende 1988 zentral vom Amtsgericht Hagen im Wege des automatisierten Mahnverfahrens bearbeitet. Im Handelsregister des Amtsgerichts Hamm sind 2122 Firmen, im Vereinsregister 813 Vereine eingetragen. Das Grundbuchamt verwaltet 47212 Grundbücher.
Nach dem Kriege wurde das Amtsgericht unter anderem von folgenden Direktoren geleitet:
1950 bis 1951 Direktor Quaatz
1952 bis 1969 Ernst Ballke
1970 bis 1975 Wolfgang Sperber
1976 bis 1987 Hubert Hagedorn
1987 bis 1989 Hermann Rottmann
1989 bis 2008 Jürgen Dietrich
2008 bis 2013 Jürgen Twittmann
2014 bis 2017 Michael Kretschmer
seit 2018 ist Dr. Ingo Arndt Leiter des Amtsgerichts Hamm